Standortwettbewerb ohne Vorteile

Bürgerinitiative Breitwiesen hinterfragt Stellungnahme der Stadt zu Betriebsabwanderungen. Die Bürgerinitiative Breitwiesen ist 6 Jahre nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid weiter aktiv in Sachen Bodenschutz. So entwickelte sich stetig eine Zusammenarbeit mit Bodenschutzinitiativen anderer Gemeinden, das Bundesbündnis Bodenschutz wurde 2019 gegründet. Bundesbündnis und BI waren nicht nur bei Fridays for Future sondern am 15. September auch an einer Demo mit 3500 Menschen in Frankfurt a. M. beteiligt. Dort wurde gegen die Pläne der Stadtverwaltung protestiert, auf 550 Hektar Ackerland den neuen Stadtteil Josefstadt aus dem Boden zu stampfen.

Begründet werde dies mit den Argumenten wie überall, wo wertvolles Land und Natur zugebaut wird, kommentiert Ingrid Hagenbruch: "Die Nachfrage nach Wohnraum sei so hoch". Dies stimme zwar, aber derartige Großprojekte beschleunigen den Zuzug in die Metropolen und somit das Ausbluten der ländlichen Regionen und den Abbau der Infrastrukturen. Standortnachteile zu den Metropolen würde wiederum viele Menschen in die Ballungszentren treiben, mit der Folge von Wohnungsleerständen auf dem Land und erhöhtem Wohnungsbedarf in den Städten. Dieser Teufelskreis müsse durchbrochen werden.

Den aktuell anstehenden Wegzug der Firma Eagle Actuator Components aus dem Technologiepark Freudenberg nach Heppenheim sieht die BI als weiteres Indiz, wonach der Standortwettlauf zwischen den Kommunen keineswegs hilfreich für die Region Bergstraße sei. Folge sei, dass stets weitere Gewerbegebiete ausgewiesen würden, was letztlich außer Kosten und Verlust von naturnahen Flächen, nichts bringe. Die Kommunen der Region sollten gemeinsam Vorgehen, um Arbeitsplätze flächen- und bedarfsgerecht zu verteilen.

Dennoch sei es für die Öffentlichkeit wichtig zu wissen, was konkret unternommen wurde, um den Betrieb in Weinheim zu halten, resümiert man bei der BI. Schließlich gebe es im Gewerbegebiet „Bergstraße / Langmaasweg“ genug freie Flächen, auch in der Größe wie EAC sie benötige. Obwohl der Wirtschaftsförderung seit über 10 Jahren eine erfolgreiche Vermittlung der Gewerbeflächen dort nicht gelang, wurde nun das nächste fruchtbare Ackerland als Gewerbegebiet „Hintere Mult“ ausgewiesen.

Die Weinheimer Bevölkerung müsse endlich transparent und umfassend informiert werden, wie die Gewerbeflächenentwicklung an der Bergstrasse/Langmaasweg weitergehe und mit welchen Gesamtausgaben die Stadtverwaltung rechne. Vorher dürfe in der "Hinteren Mult" kein weiteres Geld der Weinheimer Bürgerinnen und Bürger investiert und die Vernichtung von Weinheimer Böden vorangetrieben werden.

Die Bürgerinitiative plant demnächst gemeinsam mit anderen aktiven Bodenschützern Info-Veranstaltungen zur Bedeutung des Bodens in seinen natürlichen Funktionen. "Bodenschutz ist aktiver Klimaschutz.", so Hagenbruch. Angesichts anhaltender Trockenheit und damit verbundenen regionalen Ernteausfällen sei dieser Aspekt aktueller denn je.